Dekonstruktion der imaginierten queeren Zensur im staatssozialistischen Ostmitteleuropa
The Case of Hungarian Cinema
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2025.00021.378Schlagworte:
Queer, Geschichte der Sexualität, Kulturwissenschaften, Staatssozialismus, Epistemologie, Zensur, KinoAbstract
Es wird weithin angenommen, dass die staatlichen Behörden während der politischen Periode des staatssozialistischen Ostmitteleuropas die kulturelle Sichtbarkeit sexueller Minderheiten systematisch unterdrückten – aus hypothetischer politisch-ideologischer Motivation. Während es keine Beweise für diese Annahme gibt und die Vorstellung von queerer Zensur in akademischen, politischen und mainstreamnahen Diskursen unangefochten bleibt, wurde bislang kein umfassendes Gegenargument veröffentlicht. In diesem Beitrag hinterfrage ich systematisch die Vorstellung des Staatssozialismus als eine Periode systematischer queerer Zensur am Beispiel der poststalinistischen Ungarischen Volksrepublik. Durch eine Mixed-Methods-Forschung untersuchte ich zunächst mittels primärer qualitativer Analyse den rechtlichen Kontext sowie politische Maßnahmen in Bezug auf sexuelle Minderheiten und die Theorie der Zensurmethoden. Ich fand keinen theoretischen Zusammenhang zwischen der Existenz sexueller Minderheiten aus politischer Perspektive und Zensurpolitiken. Um zudem mögliche praktische Zusammenhänge zwischen Zensurtheorie und -praxis auszuschließen, führte ich eine quantitative Analyse des ungarischen Kinos dieser Zeit durch. Dabei fand ich keine Hinweise auf eine staatlich gelenkte queere Zensur. Im Gegenteil: Meine Untersuchung zeigt, dass der Staat queere Repräsentation aktiv förderte – belegt durch die Einführung von 92 ausländischen queeren Filmen sowie die Produktion von neun ungarischen Spielfilmen, die durch den ungarischen Staat finanziert wurden.
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